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PROGRAMM 2009/11

DAS NEUE PROGRAMM 2009-2011:

KLAVIER - RECITAL • FRÉDÉRIC CHOPIN (1810 – 1849)
Hermann Müller, Klavier

Barcarolle Fis-Dur op. 60 (1846)

Zwei Nocturnes op. 27 (1833-36)
Nr. 1 cis-Moll
Nr. 2 Des-Dur

Ballade F-Dur op. 38 (1839)

Scherzo cis-Moll op. 39 (1839)

- PAUSE -

Polonaise fis-Moll op. 44 (1841)

Sechs Mazurken (1830-33)
cis-Moll op. 6 / 2
a-Moll op. 7 / 2
f-Moll op. 7 / 3
C-Dur op. 7 / 5
e-Moll op. 17 / 2
a-Moll op. 17 / 4

Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61 (1846)




Anlässlich der Jubiläen ...

des 160. Todestages (17.10.1849) im Jahr 2009 und des 200. Geburtstages (01.03.1810) im Jahr 2010

Kaum einer kannte die Seele des Klaviers so gut wie Chopin

Woran liegt es, dass uns die Musik Chopins auch heute noch so unmittelbar anspricht und tief berührt? Ist die Ursache darin zu suchen, dass sich Chopin wie kein anderer Komponist nur einem einzigen Instrument – nämlich dem Klavier – widmete? Ist es die Sehnsucht nach seiner polnischen Heimat, die aus allen Werken des Komponisten spricht? Oder ist es die Vornehmheit seines musikalischen Denkens, die leidenschaftliche Emotionalität mit klarem Formbewusstsein und Stilsicherheit auf so unnachahmliche Weise verbindet?
Das vorliegende Programm enthält Kompositionen aus wichtigen Werkgruppen des Komponisten und gibt damit einen Überblick über die Breite seines Schaffens. Frühe Kompositionen (Mazurken aus op. 7 und op. 17) stehen neben späten Werken (Barcarolle und Polonaise-Fantaisie), lyrische Stücke (Nocturnes) neben dramatischen (Ballade F-Dur und Polonaise fis-Moll). Aus allen Werken spricht zu uns die Stimme eines ganz Großen der Musik, der den Klang des Klaviers zu seinem ureigensten Ausdrucksmittel gemacht hat.




 

Innerhalb der Gattung der Gondellieder stellt Chopins Barkarole ein lyrisches Werk von besonderer Schönheit dar. Auf der Grundlage eines wiegenden 6/8 Taktes lassen impressionistische Effekte und Farben die „Wasserstücke“ von Debussy und Ravel vorausahnen. Die grandiose Coda enthält eine der reizvollsten Orgelpunktwirkungen der gesamten Klavierliteratur.

Selten sind in einer Komposition so große musikalische Gegensätze so konsequent gegeneinander gestellt worden wie in der Ballade F-Dur. Ein idyllisches, liedhaftes Andantino wird von einem hochdramatischen Presto bedroht, das im Agitato der Coda zu einem tumultartigen Schluss führt, der alle vorherige Idylle zerstört.

Im Nocturno cis-Moll entwickelt sich eine schmerzhafte Kantilene auf dem Untergrund einer weit gespannten Triolenfigur. Ein ständig wechselndes Nebeneinander von Dur und Moll erzeugt ein fahles, irisierendes Licht. Der zentrale Più-mosso-Teil gehört zu den perfektesten Steigerungsbildungen Chopins. Auf ihrem Höhepunkt überrascht eine Mazurka-Episode. – Weich und schmeichelnd entfaltet sich die weit dimensionierte Melodie des Nocturnos Des-Dur. Nachtzauber geht aus von der mehr als 2 Oktaven umspannenden 16tel Begleitung und der durch Doppelgriffe, rhythmische Kombinationen und feinsten Verzierungen quasi improvisierten Melodie.

Ein Widerspiel von Frage und starrer, akkordischer Antwort prägt die Einleitung des Scherzos cis-Moll. Das Hauptthema, unisono und oktaviert von beiden Händen vorgetragen, steigert sich zu regelrechten Klang-Kavalkaden. Dieser dynamisch vorwärtsdrängende Teil wird abgelöst durch ein wunderbar ruhiges Choralmotiv, das durch zierliche Tonarabesken wie mit einem glitzernden Schleier bedeckt wird. Eine dramatische Coda führt zu einem virtuosen Finale.

Die Polonaise fis-Moll gehört zweifellos zu den grandiosesten Werken Chopins. Schon die Introduktion ist von ungeheuerer Wucht und Würde, und auch das Hauptthema ist nicht minder erhaben und selbstbewusst. Den Mittelteil bilden ein rhythmisch akzentuiertes, motorisches Zweitaktmotiv, das sich zu einer martialischen, alles „zerschlagenden“ Größe steigert, sowie einem „Trio di Mazurka“, dessen liedhafte Melodie Erinnerungen an Chopins Heimat Polen zum Ausdruck bringt.

Unter den Tanzformen, für die Chopin wesentliche Beiträge schrieb, muss die Mazurka wohl zuerst genannt werden. Nicht nur, weil sie mit knapp 60 Werken quantitativ überwiegt, sondern weil hier und in den Polonaisen des Komponisten Persönlichkeit am unmittelbarsten zu uns spricht. Die Mazurka umspannt sein gesamtes Schaffen – von den ersten Versuchen des Zehnjährigen bis hin zu op. 68 Nr. 4, der letzten Komposition Chopins überhaupt. Bereits in seinen frühen Werken zeigen sich typische Stilmerkmale – wechselnde Rhythmen, nationales Kolorit, ausdrucksstarke Melodik verbunden mit einer interessanten, man möchte fast sagen: extravaganten Harmonik.

Zu seinen originellsten und eigentümlichsten Werken gehört die Polonaise-Fantaisie, Chopins letzte große Klavierkomposition. Sie trägt alle Merkmale des Spätstils: eine fortgeschrittene, Wagner antizipierende Harmonik mit langzeitiger Verweigerung der Tonika, Verunklarung der tonalen Verhältnisse, neuartige Durchführungstechnik sowie koloristische Akkord-, Figurations- und Pedaltechnik. Nach einer weitgespannten Einleitung tritt das Hauptthema mit vornehmen Charakter und weltmännischer Grandezza auf. Es erlebt in der Folge fantasievolle Verwandlungen, bevor das Werk nach einem langsamen, die Stimmung eines Nocturnos atmenden Teil zu einem triumphalen Abschluss geführt wird.