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LANDSCHAFTSBILDER'10

Programm „LANDSCHAFTSBILDER“

Aus Anlass der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt 2010:
„LANDSCHAFTSBILDER“ (Termin wird noch festgelegt)


Franz Schubert (1797 – 1828)
Fantasie C-Dur D 760 „Wandererfantasie“


Claude Debussy (1862 – 1918)
Suite Bergamasque

Prélude
Menuet
Clair de Lune
Passepied

Claude Debussy L`Isle joyeuse

- P A U S E -

Robert Schumann (1810 – 1856)
Waldszenen op. 82

Eintritt
Jäger auf der Lauer
Einsame Blumen
Verrufene Stelle
Freundliche Landschaft
Herberge
Vogel als Prophet
Jagdlied
Abschied

Franz Liszt (1811 – 1886)
Vallée d`Obermann

(aus: Années de Pelerinage 1. Teil)




Anmerkungen zum Programm

Franz Schubert komponierte die „Wandererfantasie“ im November 1822. Der Name rührt von dem 1816 komponierten Lied „Der Wanderer“ her, das Schubert im Adagio der Fantasie zitiert. Die Anfangszeile des Liedes lautet: „Ich komme vom Gebirge her, es dampft das Tal, es braust das Meer“. Das originell konzipierte, virtuos ausgestattete Werk kann als viersätzige Sonate verstanden werden, deren Sätze ohne Pause ineinander übergehen und durch rhythmisch-motivische Arbeit miteinander verbunden sind. Die pianistisch höchst anspruchsvolle Komposition ist gleichzeitig das Motto des gesamten, hier vorliegenden Programms.

Die Suite bergamasque komponierte Claude Debussy um das Jahr 1890, die endgültige Fassung lag im Jahr 1905 vor. Mit dem Titel sind Assoziationen an die Landschaft von Bergamo verbunden, die als klassische Stätte der Commedia dell`arte, der italienischen Stegreifkomödie, gilt. Die Beziehung zur Commedia dell`arte wird deutlich im „Menuet“. Es erzählt von „maskenhaftem“ Treiben, auf weite Strecken werden Lautenklänge vernehmbar. Innerhalb des viersätzigen Zyklus nimmt der 3.Teil „Clair de lune“ („Mondlicht“) eine besondere Stellung ein. Das auch als Einzelstück weit verbreitete Werk gehört zu den Perlen der Klaviermusik: Naturhaftes und Seelisches scheinen sich im geheimnisvollen Licht des Mondes miteinander zu verbinden.

L`isle joyeuse („Die fröhliche Insel“ - komponiert 1904) wurde wohl durch die Betrachtung von Watteaus „Einschiffung nach Kythera“ angeregt, jener Insel des Glücks und der Erfüllung. (In der griechischen Mythologie ist Kythera neben Zypern die Insel der Aphrodite. Die Liebesgöttin soll hier aus dem Meeresschaum geboren und an Land gestiegen sein. In Erinnerung an diesen Mythos hat Antoine Watteau seine drei Gemälde „Einschiffung nach Kythera“ gemalt, die heute im Städel in Frankfurt/Main, im Louvre und in den Staatlichen Museen Berlin zu sehen sind.) Debussys Musik geht weit über die Vorlage hinaus. Sie ist klanggewordener Glanz und jubelnde Extase. Ein im lydischen Modus, dem die alten Griechen übrigens sinnliche Ausstrahlung zuschrieben, vorgestelltes Thema wird in der Coda von einem spanischen Rhythmusmodell unterstützt und zu einem frenetischen Schluss geführt.

Waldszenen op. 82. Im Schaffensüberschwang der Jahre 1848/49 komponierte Robert Schumann um die Jahreswende diesen unter den späten Klavierwerken herausragenden Zyklus. In zarter Naturlyrik schildern die 9 Stücke die Welt des Waldes. Mit Überschriften wie „Herberge“, „Einsame Blumen“, „Freundliche Landschaft“ werden vertraute Bilder geweckt. Es überwiegen die freundlichen Eindrücke. Zwischen den anmutigen Stücken aber führen das hastige, spannungsvolle „Jäger auf der Lauer“ und das Bachschen Geist atmende „Verrufene Stelle“, dem ein Hebbelsches Gedicht vorangestellt ist, in abgründige Regionen.

„Vallée d’Obermann“ („Obermanntal“) heißt das bekannteste Stück aus Franz Liszts Schweizer Band der „Années de pèlerinage“ („Pilgerschaftsjahre“). Und wer die düstere, zerklüftete Musik hört, kann sich die Einsamkeit dieses Tals gut vorstellen. Nur: Es findet sich auf keiner Landkarte. Etienne Pivert de Sénancour hat es für seinen 1804 erschienenen Roman „Obermann“ (einen Schlüsselroman der Romantik) erfunden, als Ort, von dem aus der Titelheld im Einklang mit der Natur melancholische Briefe schreibt. Liszt hat diese Schilderungen kongenial in Musik übersetzt (1855 erschienen) und seine damalige Lebensgefährtin, Marie d’Agoult, mit der er zunächst in der Schweiz weilte, fand überschwängliche Worte dafür in ihren Memoiren: „Wie warst du, Triumph der Liebe, in uns so vollkommen und gross! Mauern von Granit, unerklimmbare Felsen hast du zwischen uns und der Welt aufgerichtet, als wolltest du uns ihrem Blick entziehen. Versteckte Wälder, schwarze Tannen hüllten uns in ihren Schatten. Seen rauschten auf, es grollte dumpf aus den Abgründen, und süss lockende Rhythmen von den Almen her gaben unserer Trunkenheit jener Tage einen Hauch von Seligkeit.“